Saturday, October 4, 2008

nach 100 Tagen und 2500 km am Ziel in Santiago de Compostela

Hallo liebe Blogleser.

Ich entschuldige vielmals meine Verspaetung des Beitrags ueber meine Ankunft in Santiago und die letzten Tage meiner „Reise“, aber direkt in Santiago wollte ich alles Erfahrene erst einmal setzten lassen und in meinen Tagen in Portugal hatte ich keine Lust lange Zeit vor einem Computer zu verbringen – und wie es so ist, faellt man natuerlich daheim sofort wieder in den Alltag zurueck und der Weg ist fast, aber nur fast (!) schon vergessen.

Ich musste soviel mit der Universitaet und Hamburg organisieren, dass ih gar nicht mehr daran gedacht habe, einen Blog zu schreiben. Wichtiger war es erstmal ein Zimmer in Hamburg zu finden, um nicht noch laenger als Obdachloser leben zu muessen. Mittlerweile habe ich ein Zimmer und befinde mich gerade wieder auf dem Heimweg von Hamburg nach Weissenburg um alles fuer den Umzug bereit zu machen.

Aber nun zu den fuer euch interessanten Zeilen hier in meinem Jakobsweg- (und nicht Studienblog).

Ich erinnere mich zurueck, dass der letzte Eintrag aus Leon war. Das war ca. 8 Tage vor Santiago. Natuerlich kann ich jetzt nicht mehr Tag fuer Tag wie sonst schreiben, aber ich versuche mich noch einmal zu erinnern.

In Leon plante ich eine Art Pausetag, da mich die 40 – 50 km taeglich in den kaputten Schuhen doch ziemlich mitgenommen haben. Auch wenn ich trotzdem 20 km laufen musste genoss ich den Tag wie noch mal was. Die Herberge bei den Benediktinerinnen war zwar mit knapp 200 Gaesten total ueberfuellt aber ich versuchte die Zeit im Gottesdienst und mit Lesen ausserhalb des Schlafraums zu verbringen. Der Gottesdienst in Leon war fuer mich etwas besonderes. Zum einen fiel mir zum ersten Mal bewusst auf, dass die meisten Pilger kein Interesse an der heiligen Messe haben.Von ca. 200 Schlafgaesten im Kloster gingen nur etwa 5 Stueck in die heilige Messe, die wunderschoen mit den Gesaengen der Benediktinerinnen ummalt waren. Ich schloss einfach die Augen und lauschten den span. Gesaengen. Ploetzlich ging allerdings die Tuer im Gotteshaus auf und zwei italienische Filmpilger kamen mit grossen Kameras herein um den Gottesdienst zu filmen. Ich verspuehrte das Gefuehl, den Gottesdienst nicht mehr wie zuvor geniessen zu koennen und drehte mich darauhin jedes Mal weg oder wechselte den Platz, als die Filmer die Kamera auf mich schwenkten. Allerdings registrierten sie meine Abneigung erst, als ich waehrend dem Gottesdienst meine Jacke anzog und gehen wollte, da der Gottesdienst fuer mich gelaufen war.

Auch in den Schlafsaalen oder am morgen beim packen wurde alles wie bei „Big Brother“ aufgezeichnet um auf irgnedeiner ital. DVD als Pilger gesehen zu werden. Mir war das extrem unangenehm, da ich eine gewisse Anonymitaet entwickelt hatte und nicht mochte, dass ich irgendwo im TV als Pilger zu sehen bin.

Witzig war allerdings die Pilgermesse am Abend. Ich rechnete erneut mit nur 5 Besuchern, da es ja den Anschein machte, dass die Pilger nicht sehr religioes waeren. Allerdings waren ploetzlich ueber 100 Leute da und aergerte mich ueber das Verhalten der anderen. Entweder ich gehe zu jedem Gottesdienst oder zu keinem. Aber nicht nur zur ausgewaehlten Pilgermesse.

Von Leon, der schoensten Grossstadt auf dme Camino Frances bekam ich so gut wie nichts mit, was aber nicht weiter schlimm war. Ich hatte mittlerweile genug gesehen.

In meinen letzten Tagen fiel mir ausserdem auf, dass ich immer weniger mit en Leuten ins Gespraech kam. Ich hatte das Gefuehl, genug Leuten begegnet zu sein und wollte nun Zeit mit mir selbst und nicht mit der staendig gleichen Beantwortung der Fragen, wie der Weg von Deutschland nach Spanien war, verbringen.

Nach Leon nahm Gott sei Dank die Messeta ein Ende und die langersehnten Berge kamen zurueck. Zudem stellte ich den Streckenrekord von 55 km auf. An diesem Tag erlebte ich etwas schlimmes, was mich aber noch zu sehr bewegt, um es hier niederzuschreiben. Manche kennen die Geschichte vom Hund ja schon.

Ich kam an weiteren bekannten Ortschaften und Stellen auf dem Camino de santiago vorbei, wie dem Cruz de Ferro oder der Pilgerherberge in den Bergen die von einem Einsiedler in der Tradition der Kreuzritter betreut wird. Allerdings beeindruckten mich auch diese Orte nicht, da es einfach wieder von Pilgern und Touristen (und dann auch noch Deutschen) wimmelte.

Ich hatte ausserdem noch ein unangenehmes Erlebnis in einer Pilgerherberge, die sich auf den ersten Blick als hervorragend darstellte. Die Herberge war auf Spendenbasis und zudem gab es fuer alle Abendessen und es sollte gemeinschaftliches Fruehstuck geben. Der Hospitalero war sehr korrekt und ueberpruefte beim Empfang die Personalausweisnummer des Pilgerausweises mit dem Perso, was bisher noch niemand gemacht hat. Essen durfte man erst, wenn ein Gebet gebetet wurde. Allerdings kam es in der Frueh zu einem Zwischenfall, da ein Mann um halb 6 auf die Toilette ging und dabei ausversehen den Hospitalero weckte. Dieser bruellte in der ganzen Herberge herum, dass der Mann zurueck ins Bett zu gehen hat und man vor 6 Uhr das Bett laut Herbergsregeln nicht verlassen darf – auch nicht fuer die Toilette. Daraufhin wurde der Mann um 6 Uhr vor die Herberge gesperrt. Ale anderen waren so geschockt, dass keiner mehr Fruehstueck nahm und sofort nach 6 Uhr die Herberge verliess.

Am naechsten Abend sollte ich zufaellig wieder einen jungen Kerl aus Irland treffen, den ich schon 1,5 Wochen zuvor in Belorado kennen lernen durfte. Wir freuten uns enorm ueber unser Wiedersehen und verbrachten den ganzen Abend in der Herberge miteinander. Am naechsten Morgen zogen wir gemeinsam los und hatten einen sehr schoenen Wandertag und vertrauten uns viel an. Genau diesen Iren traf ich eine Woche spaeter erneut in Santiago, als ich schon wider aus Fisterra zurueck kam und er gerade dorthin aufbrach. Er war eine der wenigen intensiven Bekanntschaften fuer mich auf dem span. Weg.

Die letzten Tage vor Santiago, insbesondere die letzten 3, als die letzten 100km vor Santiago de Compostela anbrachen wurden extrem voll. Zum einen fuehrten nun alle Wege zusammen auf den Camino Frances. Der Kuesenweg, die Via de la Plata und der primitive Weg. Ausserdem waren nun vermehrt spanische Menschen auf dem Weg, die in Sarria, 110 km vor dem Ziel begannen, um in Santiago ein fuer ihre Bewerbungsunterlagen wichtiges Dokument, die Compostela (die Pilgerurkunde) zu bekommen. Von da an begann ein Wettlauf um die Betten in den viel zu kleinen Herbergen in Galizien. Gott sei Dank war ich mittlerweile zum Fruehaufsteher mutiert und gut bei Fuss, so dass ich mir keine Gedanken mahcne brauchte. Trotzdem gab es immer noch Pilger, die ich noch in der Frueh im dunklen ueberholte, die dann aber spaeter schon ausgeruht im Bett der Herberge lagen. Wie die das wohl gemacht haben??? Und wieso fuhren eigentlich staendig diese Autos mit der Aufschrift Taxis in die eine Richtung leer und in die andere voll an mir vorbei?

Langsam wurde es Zeit mein Ziel zu erreichen, auch wenn Santiago mittlerweile gar nicht mehr wirklich wichtig fuer mich war. Ich hatte alle meine Wuensche, Fragen etc. mit denen ich los bin, bekommen und beantwortet. Fuer mich war der Weg von Santiago zum Kap Fisterra, ans Ende der damals bekannten Welt viel wichtiger, da dort der Jakobsweg einfach verschwindet – im Meer. Fuer mich sollte das das symbolische Ende meiner Reise sein.

Trotz meienem Wunsch endlich am Zeil zu sein, entschied ich mich doch dafuer, 5 km vor Santiago noch mal zu uebernachten, um mit voller Energie in die Stadt gehen zu koennen und noch mal das Gefuehl, auf dem Weg zu sein geniessen zu koennen.

Der Abend vor Santiago war super. Zum ersten Mal lernte ich 2 Maedchen in meinem Alter kennen mit denen ich endlich mal wieder Zeit und Lust fand ueber tiefgruendigen Gedankenstoff zu reden. Liebe Gruesse an der Stelle nach Konstanz und Mannheim(?) oder Heidelberg(?) *g*.

Am morgen wollte ich noch im dunklen Santiago erreichen um die Kathedrale im Sonnenaufgang erleben zu koennen, und zum ersten Mal wurde ich nicht im Gegensatz zu meiner Vorfreude enttaeuscht. Das Gefuehl in Santiago vor der Kathedrale zu sein war zwar nicht so, wie alle beschreiben, dass man den anderen Pilgern um den Hals faellt und weinen muss, aber dennoch war es toll endlich nach 2500 km und ganz zufaellig genau 100 Tagen dort zu sein, wo der Weg offiziell endet. Mein Glueck war es, absolut alleine an der Kathedrale zu sein und deswegen musste ich zunaechst mal ein paar Telefonate fuehren. Als naechstes ging ich ins Pilgerbuero um meine Urkunde abzuholen, wo ich allerdings extrem enttaeuscht wurde. Bevor ich meine Compostela bekam ueberpruefte die Frau im Buero, ob ich auch wirklich die letzten 6 Stempel habe, die fuer die Urkunde notwendig sind. Dabei wurde ich extrem sauer, da ich ungefaehr 200 Stempel habe, die anscheinend alle total unwichtig sind. Letztendlich hatte ich Glueck und hatte die letzten 6 und bekam mein Zeugnis das allerdings auch derjenige bekommt, der nur 100 km gelaufen ist. Es gibt keinerlei Unterschied oder Merkmal auf diesem Wisch zwischen einem 100km- und einem 2500km-Laeufer. Den Tag vertieb ich mir schoen in Santiago, besuchte die Pilgermesse, die mehr Schauspiel anstatt Messe war, was vielleicht auch an 30 % Pilger/ 70% Tourist lag oder an der atemberaubenden Schwingvorstellung des 54kg schweren Botafomeiros, des grossen Weihrauchkessels.

Irgendwie konnte ich Santiago aber noch nicht geniessen, da ich wusste, noch 2 Tage laufen zu muessen (ja, es wurde allmaehlich zu einem MUESSEN!). Also stellte ich mich lieber mental auf den Weg nach Fisterra ein, der sich letztendlich als schoenstes Wegstueck des gesamten spanischen Weges entpuppte. Der Weg war zwar nicht mehr so ueberfuellt wie zuvor, das viele die 90 Extrakilometer nicht mehr auf sich nehmen, aber trotzdem waren die Herbergen zu klein. Ich war allerdings immer unter den ersten und hatte somit keine Probleme. Das tolle an diesem Weg war zum einen die super Landschaft und Weggestaltung. Groesstenteils ging es durch Waelder und am letzten Tag dann am Meer entlang. Ausserdem liefen alle Pilger ueber die 3 Tage die gleichen Etappen und somit traf man sich jeden Abend und kannte jeden der etwa 35 Pilger, die zeitgleich mit einem unterwegs waren. Wir sassen Abend fuer Abend zusammen, kochten und plauderten. Ich genoss die letzten 3 Tage wirklich mit voller Leidenschaft, auch wenn ich am zweiten Tag ein absolutes Tief wie fast noch nie auf dem Weg hatte. Ich wollte endlich ankommen und aus meinen Schuhen raus. Mich nervte einfach alles woran ich vorbei ging. Egal ob es der Hofhund, der Traktorfahrer oder sonst was war. Ich wollte ans Ende kommen; ans Ende der Welt.

In Fisterra angekommen wurde ich zuerst von wunderschoenem Sonnenschein und dem richtigen Meerwetter ueberrascht. Das Meer war richtig angenehm warm und schoen sauber und es war ein enorm gutes Gefuehl, zu wissen, dass man aus eigenen Kraeften von der eigenen Haustuer bis zum Atlantik in Westspanien gelaufen ist. Abends versammelten sich alle Pilger Kap unterhalb des Leuchtturms um den einzigartigen Sonnenuntergang zu beobachten. Der Sonnenuntergang war der schoenste auf dem gesamten Weg! Als es dann dunkel wurde packte ich meine Klamotten aus, die ich mir unterwegs auf dem Camino gekauft hatte und begann damit, sie und meine Medikamente in ein Lagerfeuer zu verwandeln. Dieses Gefuehl war eine richtige Genugtuung. Der ganze Schweiss und alle guten und schlechten Erinnerungen waren somit Symbolisch in Flammen aufgegangen und ich war bereit wieder in mein normales Leben zurueck zukehren.

Die Nacht in Fisterre, die erste ohne richtigen Zeitdruck und Wanderung am naechsten Morgen war unglaublich entspannt.

Der Bus brachte mich zurueck nach Santiago wo ich wie oben bereits erwaehnt wieder den Iren traf und endlich die Stadt voll auskosten konnte. Ich besichtigte auch Gebaeude die nicht zu Pilgersehenswuerdigkeiten gehoerten und verbrachte einfach die Zeit damit, mir die Leute in den Strassen anzusehen und Souvenirs zu kaufen. Ausserdem schrieb ich knapp 30 Postkarten. Ich verspuehrte einfach eine gewisse Verpflichtung gegenueber den Leuten, die mir auf dem Weg die Tuer oeffneten und mich vorm Verhungern retteten. Ich dachte, dass ich ihnen wenigstens eine Postkarte schuldig waere.

Nun begann fuer mich eine neue Zeit. Keine Zeit mehr als Pilger auf dem Jakobsweg, sondern als Tourist und Staedtebesichtiger. Mein weiterer Weg fuehrte mich per Bus und Zug nahc Portugal, Porto und Lissabon, von wo aus ich auch meinen Rueckflug nach Deutschland hatte.

Bei Gelegenheit werde ich noch ein paar Worte ueber meine Woche in meinem absoluten Lieblingsland, Portugal, verlieren und evtl die Praegungen meines Alltags niederschreiben.

Ich bedanke mich zunaechst bei allen, die regelmaessig www.simonschmidt.de aufgerufen haben und haben staendig in Gedanken bei mir waren.

Es tut mir leid, nicht in geregelten Abstaenden und dafuer in angemessenen Laengen geschrieben zu haben, aber es gab natuerlich wichtigeres fuer mich, als meine Erfahrungen der Oeffentlichkeit darzulegen.

Danke auch, dass ihr euch immer durch die langen Texte gekaempft hat. Ich hoffe, dass ich nicht so viele Fehler gemacht habe und keinen Schwachsinn und langweiliges Zeug geschrieben habe. Aber generell lese ich Texte, die vom Herzen geschrieben werden nicht Korrektur, da ich sie sonst verfaelschen wuerde. Wenn Saetze unvollstaendig waren, dann stehe ich dazu, weil der Gedanke in meinem Kopf eben noch nicht ausgereift war.

Ich wuerde mich sehr freuen, wenn sich der ein oder andere trotzdem noch ab und zu auf meiner Homepage blicken lassen wuerde. Natuerlich gibt es nicht mehr so lange Blogeintraege, aber vielleicht andere interessante Neuigkeiten ueber mich, Simon Schmidt.

Ich moechte ausserdem die Gelegenheit nutzen und allen Menschen hier unbedingt die Baobab Family ans Herz legen. Es handelt sich um ein Projekt fuer Waisenkinder in Kenia, das absolut empfehlenswert ist. Werft dazu einfach einen Blick in das Video auf meiner Startseite und schaut euch auf der offiziellen Website www.baobabfamily.org mal um. Es gibt viele Wege, den Kids zu helfen. Sei es mit Geld oder mit Zeit!

Ich danke allen dafuer.

Simon Schmidt

Saturday, September 20, 2008

Am Ziel!

Nach genau 100 Tagen und knapp 2500km habe ich endlich Santiago (und 3 Tage spaeter das Ende der Welt - Kap Fisterra) erreicht.
Mittlerweile befinde ich mich schon in Porto und morgen Frueh geht mein Zug nach Fatima und Lissabon.
Ich werde naechste Woche wenn ich wieder zuhause bin einen ausfuehrlichen Berichtn achliefern. Ich wollte nur kurz verkuenden, dass ich heil angekommen bin.
Liebe Gruesse,
Simon

Friday, September 5, 2008

Endspurt

Endlich kann ich mich mal wieder einloggen.Leider gab es sehr lange Zeit Probleme mit dem Log-in, und deswegen konnte ich mich nicht melden.
Mir geht es allerdings ganz gut und ich geniesse die letzten Tage, die jetzt ja eindeutig angebrochen sind. Seit Lourdes hat sich nicht wirklich viel getan.
Die Zeit von Lourdes bis St. Jean Pied de Port, dem eigentlichen (wobei, was ist schon der eigentliche Startpunkt des Jakobsweg??? Fuer mich die Haustuere) Startpunkt des Jakobsweg im Norden der Pyrenaeen war sehr aufregend. Von Lourdes nicht direkt ueber die Pyrenaeen zu gehen, sondern zuerst entlang bis St. Jean zu gehen, war auf jedenfall die richtige Entscheidung. Ich hatte absolut meine Einsamkeit zurueck, die ich seit langer Zeit vermisst habe. Fuer 4 Tage begegnete ich keinem anderen Pilger und konnte so wandern, wie ich wollte. Normalerweise braucht man fuer dieses Stueck von etwa 150 km ca. 7 Tage. Ich habe es allerdings in 4 gemacht, weil ich in dieser Zeit am experimentieren mit meinem Koerper war! Die Zeit war sehr aufregend. In der ersten Nacht konnte ich in der Sakristei der Kirche schlafen, wo es zwar kein Wasser und Klo gab, aber ich konnte das des Rathauses nutzen. In der naechsten Nacht wollte ich auf gleiche Weise uebernachten, allerdings bekam ich zum ersten Mal auf meinem Weg eine Abfuhr und der Pfarrer schickte mich weg. Sein Grund war ziemlich laecherlich. Er hatte das ganze Gemeindehaus voll mit Pilgern, die von einem anderen Jakobsweg direkt ueber die Pyrenaeen wollten, allerdings wollte er mich nicht ohne deren Erlaubnis in das Gemeindehaus lassen. Bloederweise war nur keiner dieser (sogar deutschen) Pilger da, und er schickte mich weg. Ich beschloss also, noch ein paar Meter (es wurden Kilometer) zu laufen, und im freien zu uebernachten. Ich baute mein kleines Zelt auf und schlief zeitig ein. Ca. 2 Stunden spaeter wurde ich allerdings von einer Schneckenarmee ueberrannt und machte meinem Taizespitznamen "Simon the Snailface" alle Ehre. Schlafsack, Rucksack, Kleidung... alles vollgeslymt (Bis heute;)) Doch die Schnecken waren nicht die einzige Ueberraschung in dieser Nacht. Kurz darauf setzte der Regen ein,und als nach Stunden des Dauerregens mein Tarp nicht mehr mit machte, beschloss ich im dunklen (es war 4 Uhr Nachts) bis zur naechsten Ortschaft zu gehen, um einen Schlafplatz in einer Bushalte oder aehnlichem zu finden. Also im Regen das Notzelt abgebaut und gleichzeitig in den Poncho geschluepft. Nur in Unterhose und Poncho bin ich 7 km bis zur naechsten Ortschaft gelaufen und fand einen wunderschoenen trockenen Platz - unter dem Kirchenportal. Ich schlief sofort wieder ein, und auch die morgendliche Hektik am Marktplatz konnte mich nicht zum aufstehen zwingen. Erst die nette franzoesische Polizei schaffte es. Um 10 Uhr fuhr ein kleines Auto vor, und 2 Polizisten sprangen heraus. Vor lauter Schreck sprang ich auf und tat so als waere ich gerade am packen meiner Sachen, da zogen sie auch schon wieder von dannen. Im Regen ging es fuer mich weiter. Ohne Toilette...mit Wildk***** war leider nichts, da es ja regnete und da wenn niemand ein oeffentliches Klo braucht kommen hunderte und an diesem Tag kam keines. Erst am fruehen Nachmittag konnte ich dann leichter weiter gehen. Leider so leicht, dass ich den Weg verlohr. Die Anwohner eines Dorfes wussten leider nicht, was der "Chemin de St Jaques" ist, konnten mich dann aber doch auf den richtigen Pfad zurueck bringen (Es stellte sich heraus, dass ich nur 100m neben den Markierungen stand und fragte). Pitschnass wollte ich gerade auf einen Feldweg einbiegen, als mir ein Bauer verstaendlich machen wollte, dass ich lieber die Strasse nutzen sollte. Ich sagte ihm allerdings, dass ich ein Jakobspilger bin und auf dem Jakobsweg bleiben will. Nach 2 km merkte ich wieso er mich auf die Strasse lotsen wollte. Der WEg war vollkommen verschlammt und ich war hoch voller Dreck und rutschte 100mal aus. Aber auch das war nicht alles. Ploetzlich stand ich vor einem riesigen Fluss - ohne Bruecke. Der Fluss ist normalerweise anscheind nur ein Bach, hatte sich aber aufgrund des Regens verghroessert. Also Schuhe aus, und hindurch waten. Das war etwas. Die vermatschten Schuhe um den Hals, und mit meinen beiden Wanderstaeben, die ich seit dem Thunersee mit mir trage hindurch. Da der Tag abenteuerlich begonnen hat, wollte ich erneut vor einer Kirche schlafen. Diesemal allerdings im dunklen ankommen, und vor Sonnenaufgang wieder auf dem Weg sein. Also wanderte ich mit nassen Schuhe bis ca. 10 Uhr. Die letzten Kilometer sollten mich durch ein Waldstueck in ein Dorf fuehren, in welchem ich naechtigen wollte. Auf einer Lichtung sollte ich einen Pfad rechts waehlen. Bloederweise liess mich genau in diesem Moment die Baterie der Taschenlampe im Stich und der rechte Pfad war nicht zu finden - die gesamte Lichtung war ringsum naemlich abgezaeunt. Also beschloss ich verzweifelt und mit noch nasseren Schuhen wieder zurueck zum letzten Dorf zu laufen. Ploetzlich lief ich allerdings gegen etwas, das hoelzern , aber kein Baum war. Ich zuendete eine Kerze an, und sah, dass es eine Leiter war, die in ein Baumhaus in 15m Hoehe fuehrte. Da meine Laune eh schon am Tiefstpunkt war, wollte ich wenigstens noch dieses Baumhaus besichtigen udn stieg hinauf. Es war nicht luxurioes, aber es hatte ein Dach und einen Boden udn machte sich gut als Schlafplatz. Also schlief ich tatsaechlich in einem abgeranzten Baumhaus. Am naechsten Morgen war der rechte Pfad immernoch verschwunden und ich lief querfeldein ueber die Felder. Am Abend kam ich in St Jean Pied de Port an und war erstmal wieder total geschockt von den Pilgermassen. Pilger wo man nur hinsieht. Alle Restaurants voll und alle gut und frisch. Ich lief an dem Tag oben ohne ein, da es wieder heiss war und fing unzaehlige Blicke ein, da ich naemlich keinen Bauarbeiter-T-Shirt-Sonnenbrand bzw. -braeune habe, sondern eine Wanderer-Rucksack-Braeune. Die anderen Pilger wunderten sich ganz schoen. Beim Pilgerempfang war die erste Frage: "Wie war die Zugfahrt?" ... ohne Worte ... Am folgendem Tag stand die beruehmte Pzrenaeenueberquerung von St Jean Pied de Port nach Roncesvalles an, die die heftigste Etappe auf dem gesamten Jakobsweg von Deutschland nach Spanien sein sollte. Mir war allerdings klar, dass mir 1500 m Hoehendifferenz nichts mehr anhaben koennen und machte mir morgens keinen Stress. Als ich allerdings um 6.30 auf die Toilette ging musste ich feststellen, dass ich der letzte Mensch von ca 20 in der Pilgerherberge war. Man kann es auch uebertreiben... Letztendlich ueberholte ich alle wieder und war als erster von meinen Herbergsgenossen in Roncesvalles. Bei der Ueberquerung wusste ich, wieso ich die letzten Tage so Pech mit dem Wetter hatte - ich sollte einen einzigartigen Blick erhalten. Es war echt unglaublich, hoeher als die Wolken zu sein, und die Sonne so nah spuehren zu koennen. Die Leute die an diesem Tag starteten waren alle ziemlich geschafft und manche kamen erst um 9 Uhr Nachts in Roncesvalles an. Ich dagegen bekam um 16 Uhr mein Bett in einer alten Kirche zugewiesen - eines von 120 Betten in einem Raum. Unglaublich was dort los war. Alle Betten waren belegt und um Punkt 10 Uhr war das Licht aus und das grosse Schnarchen begann. Um Punkt 6 ging das Licht und damit gregorianische Gesaenge an. Die Nacht war trotzdem sehr gut, da das Schnarchen nicht nur von einer Ecke kam, sondern ein konstanter Schnarchton im Raum lag. Die Pilger mussten es wieder uebertreiben und manche standen schon um 6.30 Uhr auf dem Jakobsweg und liefen im dunklen los.
Meine naechsten Tage waren alle sehr unspektakulaer. Ich durchquerte Pamplona, Puente la Reina, und kam nach Logrono. Teilweise machte ich sogar 40km am Tag. Zum einen, um den immergleichen Gesichtern , zum anderen um von den Pilgerballungszentren davon zu laufen. In Logrono kam ich in einer super Herberge neben einer Kirche unter, die nicht offiziell im Herbergsverzeichnis stand, und daher nicht ueberfuellt war. Es waren nur 10 Leute da, und endlich mal keine Deutschen, den nicht nur Taize ist ueberhaeuft von Deutschen, auch der Jakobsweg. Diese Herberge war kostenlos, also auf Spendenbasis und es gab Mittag-, Abend-, udn Morgenessen. Am Abend gab es extra fuer die Pilger dieser Herberge eine Andacht und jeder bekam ein Gebet eines Vorpilgers, das er bis Santiago beten soll. Danach durften wir Gebete schreiben, das jemand anderes fuer uns beten wird. Nette Geste! In Puente la Reina passierte mir etwas- nennen wir es komisches oder Schicksalshaftes. In der Pilgersegnung begann der Pfarrer dem ersten in der Kirche einen Fuss zu waschen. Der Fussgewaschene sollte danach seinem Nachbarn den Fuss waschen usw. - eben wie es Jesus bei seinen Juengern tat. Ich lehnte allerdings als einziger im Gotteshaus dieses Ritual aus persoenlichen Glaubensgruenden ab, udn kassierte verstaendnislose Blicke, die mich nachdenklich machten. Am naechsten Tag beschloss ich einfach eine Zufallsgeschichte der Bibel zu lesen und ich shclug ausgerechnet die Stelle auf, wo Jesus seinen Juengenr die Fuesse wusch. Ich hatte die Geschichte vorher noch nie gelesen, und wer sie nicht kennt, sollte sie jetzt lesen und wird dann verstehen, was das Schicksalshafte an meinem Verhalten ist!!!
Die Tage verstrichen und ich lief 40km am Tag. DEr Jakobsweg brachte mich nach Burgos wo ich wegen Herbergsmangel meinen Kilometerrekord von 53 km aufstellte. Nach Burgus begann die bekannte Meseta, die mir meine Wandersfreude raubte. Kilometerlang nur geradeaus ohne Stadt ohne Baum. Nur durch Stoppelfelder. Zudem fuehrt der Jakobsweg immer entlang einer Autobahn, die lustigerweise "Autovia de Santiago" genannt wurde. Fuer mich geht es im Moment in dieser kahlen und schlechten Landschaft nur darum, schnell durchzukommen, und deswegen viel Kilometer am Tag zu machen, und guenstig schlafen zu koennen. Mitllerweile lebe ich wieder sehr guenstig und habe wohl einen Schnitt von etwa 5 Euro am Tag.
Meine Schuhe sind mittlerweile am Ende und nach 15km auf Kiesweg (der Jakobsweg koennte auch Kiesweg genannt werden) muss ich in Sandalen weiter laufen.
Heute bin ich in der letzten Grossstadt vor Stantiago angekommen und es sind nur noch etwas mehr als 300 km, die ich hoffentlich in 10 Tagen schaffen werde um mir dann ein paar Tage "Urlaub" in Portugal goennen zu koennen. Zu anderen Pilgern habe ich oefter gesagt, dass der Weg kein Urlaub fuer mich ist, sondern mein Leben. Ich stehe morgens auf und laufe los, wie ich in die Schule bin, oder man auf ide Arbeit geht. Es ist einfach Alltag.
Nach Leon soll wieder eine schoenere Landschaft mit Gruen und Bergen beginnen, auf die ich mich jetzt einfach mal freue!

Ich uebernachte heute in einem Benediktinerkloster, die ca 100 maennliche und 100 weibliche Betten haben. Auch diese Herberge ist "Donativo", d.h. auf Spendenbasis.

Ich hoffe ich kann neue Energie tanken und den Endspurt mit gutem Mut und guten Fusskraeften (die mir meine Schuhe geraubt haben) angehen.
Allen daheimgebliebenen sende ich Gruesse und leider keine spanische Sonne, denn im Moment regnet es hier!

Euer Simon

Tuesday, August 19, 2008

Pelerins en masse depuis Le Puy

Jetzt ist es aber sc hon ganz schoen lange her, dass ich mich zuletzt zu Wort gemeldet habe. Ich hatte aber leider wichtigere Dinge im Internet zu klaeren, wenn ich doch mal online war. Aber nichts desto trotz habe ich mal wieder eine guenstige Verbundung gefunden und Zeit und Lust einen kurzen Bericht fuer meine treuen Leser (es gibt sie ja doch so zeigt mir das feedback) zu erstellen.
Was ist passiert in letzter Zeit? Der letzte Bericht war aus Le Puy en Valey und seither ist eigentlich sehr wenig und doch sehr viel passiert. Sehr viel was mich einfach zum nachdenken angeregt hat und mir wieder ein paar kleine Anstoesse und Veraenderungen vorgehalten hat.
Sehr wesentlich fuer mich im Moment ist wohl, dass ich (weshalb auch immer, aufeinmal wieder Franzoesisch sprechen kann). Ich habe es ja nicht fuer moeglich gehalten, dass der Funken doch noch springt; als ich damals nach Suisse francophone eingelaufen bin dachte ich mir nur: "Dein Franzoesischunterricht war vollkommen umsonst." Auch in den darauffolgenden Wochen musste ich feststellen, wie schwierig es fuer mich ist, zu fragen ob noch ein Bett frei ist, oder Zahlen zu verstehen. Aber ca. seit Le Puy en Valey kam der Stein ins rollen. Irgendwie versuchte ich immer mehr Franzoesisch zu reden, und immer weniger Englisch, und es klappte hervorragend. Ich habe mittlerweile schon mehr als 3 Tage am Stueck nur mit franzoesischen Personen verbracht und konnte mich gut unterhalten.

Nach Le Puy bin ich noch eine Woche zusammen mit meinem schweizer Namensbruder Simon gelaufen. Wir haben ziemlich krasse Dinge erlebt. Zum einen hat uns dieser riesen Pilgerauflauf in Le Puy en Valey ziemlich geschockt. Am morgendlichen Pilgersegen haben etwa 80 Pilger teilgenommen, alle, bis auf Simon und mich Franzosen und alle standen gerade am Anfang ihrer ersten Etappe. Alle 80 LEute sind gleichzeitig aus der Kirche gestuermt und ab auf den Weg. Uns hat das ziemlich geschockt, da wir den Weg anders in Erinnerung hatten. Deswegen haben wir ab diesen Tag unseren Tagesrhythmus veraendert - Schlafen bis um 10Uhr, dafuer Laufen bis um 21 Uhr - Nicht mehr in Gites uebernachten, da eh alle voll ausgebucht sind, sondern dans le belle etoiles (unter den schoenen Sternen) und immer ein paar Kilometer draufsetzen, um zum einen nicht immer die gleichen Gesichter sehen zu muessen, und zum anderen etwas besser unterwegs zu sein. Somit steigerten wir unsere Kilometer von ca 28 km taeglich auf 37km. Das kann man sich nach so langer Zeit erlauben.

Eines Abends, mitten in der Aubracgegend ( in 1300m hHoehe, nur Weiden und Aubracrinder) zog der Himmel zu und Simon und Ich brauchten einen Schlafplatz. Da kam uns eine alte verlassene Alm auf dem hoechsten Punkt genau recht, in die wir einstiegen und uns mit Stroh ein wunderbares Bett bauten. Am Tag vorher uebernachteten wir schon auf getrockneter Kuhkakce im Kuhstall aufg einer Weide. Es war schon etwas unheimlich dort in diesem Haus aber auch total romantisch (fuer 2 Jungs -lol). Naja, jedenfalls blieben wir trocken und alle Fruehpilger staunten nicht schlecht, als sie uns in der Frueh aus dem Haus sprangen sahen.
Am naechsten Abend fanden wir zufaelligerweise auf selbe Weise einen Schlafplatz in einem Dachgeschoss einer verfallenen Huette, das mit Stroh ausgelegt war. Auf unserem Strohbett konnten wir richtig gut schlafen. Fuer mich war es mal wieder an der Zeit auf mich alleine gestellt zu sein, und deswegen trennte ich mich nach ueber einer Woche von Simon und ging alleine weiter. An diesem Abend wurde ich von einem "Luxuspilger" aus Luxembourg zum Essen eingeladen. Endlich gab es fuer mich mal wieder etwas warmes und gutes ... mmh... danach kam ich nach Conque. Conque ist die Perle der Via Podiensis und war fuer mich wirklich ein Highlight bisher. Ich uebernachtete in einer Pilgerherberge im Klosteru nd wurde super empfangen. Es standen sehr viele Gottesdienste auf dem Programm, die aber alle total gut warten. Der abendliche Gottesdienst hat mich sehr bewegt. Die Pilgerstroeme sind bis Conque naemlich abgeklungen und ich war der einzige Deutsche im Pilgergottesdienst. Extra fuer mich wurde ein Pilgersegen auf Deutsch gemacht. Zuvor wurden die Gebete vorgelesen, die tagsueber in eine Box geworfen wurden. Ich habe ein deutsches Gebet geschrieben und der Bruder im Gottesdienst hat dies uebersetzt und oeffentlich vorgelesen. Das hat mich schon ziemlich gepackt. Zum Abschluss des Gottesdienst spielte ein anderer Bruder Klavier und dabei kam es mal wieder ueber mich und ich musste weinen - warum auch immer, aber es war toll.
Die naechsten Tage waren sehr einsam, was mir mal wieder sehr gut tat. Ich dachte sehr viel nach, vorallem darueber, warum mir ein und dieselbe Bibelgeschichte, die mir vorher unbekannt war, nun schon 3mal auf dem Jakobsweg begegnet ist usw. Meine Unterkuenfte wurden von Tag zu Tag immer besser. Zuerst in Figeac bei Karmeliterinnen in einer Pilgerherberge auf Spendenbasis , danach in Rocamadour einem super tollen Pilgerort in einem Einzelzimmer bei anderen Schwestern in einer Pilgerherberge geschlafen. Per Autostop mit tollem Pilger-Toulouse-Plakat ging es dann nach Toulouser wo ich 2 Naechte komplett kostenlos verbracht habe. Ich hatte mich zuerst auf Schlafen unter freiem Himmel eingestellt, da die Jugendherberge voll war. Aus irgendeinem Gefuehl heraus wurde ich eine Kirche gelenkt, in der ich einem Gottesdienst bewohnte, natuerlich wieder katholisch mit Abendmahl, wie alle Gottesdienste seit 2 einhalb Monaten. Danach sprach ich den Pfarrer an und er verlmittelte mir in einer Wohnung eines verreisten Pfarrers ein Bett. AM naechsten Tag musste ich allerdings das Bett rauemen. Beim Stadtrundgang stiess ich rein zufaellig auf die Markierung des JAkobswegs durch Toulouse. Ich folgte ihr bis zu einer Kirche. Auch dort begann gerade ein Gottesdienst. Danach wurde ich vom Pfarrer angesprochen und bekam eine neue Unterkunft mit Abendessen. Toll. So konnte ich den Aufenthalt in Toulouse richtig geniessen und ich merkte, wie wichtig Spontanitaet ist, und dass der Jakobsweg eigentlich einfach ueberall ist. In Lyon, in Toulouse...

Nun gut, im Moment befinde ich mich in Lourdes, von wo aus nun mein Weg weitergeht, entlang der Pyrénées bis Seaint Jaques de Compostelle und weiter.
Lourdes ist mir irgendwie nicht so geheur. Die Kirche etc und die Atmosphaere ist super, aber mit dem Glauben, vorallem mit der katholischen Verehrung von Maria und Bernadette kann ich sehr wenig anfangen. Aber egal, fuer mich sind meine eigenen Gedanken und mein eigener Glaube wichtig.

Morgen geht es weiter. Ich muss wieder zurueck in meine Wanderschuhe, die mit Glueck noch bis Santiago halten - mit Glueck.

Monday, August 4, 2008

Back on the road nach Le Puy en Velay

Ja, am Sonntagabend hatte mich dann der Jakobsweg wieder zurueck. Ich hatte das Glueck, ueber Hospitalityclub in La cote st andre uebernachten zu duerfen, und somit konnte ich nach meiner è h Reise in Zug, Bus etc; entspannt Essen bekommen und ein Bett beziehen, ohne boese Preisgedanken haben zu muessen. Am Montag ging es wieder weiter. Bei heissem Wetter lief ich mit leerem Bauch und leerem Rucksack los, bis ich spaet Abends in Revel Tourdan in einer Bar mein einziges Essen an diesem Tag bekam. Ein Sandwich. Dort traf ich einen Pilger, der sich gerne in Bars und Hotels rum trieb und in dortiger Bar schlief. Ich allerdings wollte keine 50 Euro fuer die Nacht zahlen, und ging deshalb weiter, um es mir im Wald bequem zu machen. Ich baute mein Zelt auf, was mir super viel SPass machte, da ich dort meinen Naturtrieb rauslassen kann, und jedesmal mit anderen Naturutensilien eine Behausung bauen kann. ich hatte eine super Nacht im freien, bei der es nur ein einziges Problem gab - nichts zu Essen! Leider aenderte sich dieses Problem auch nicht am naechsten Tag! KEine Laeden, keine Doerfer aber ein leerer Bauch. Ich hatte so wenig zu essen, dass ich gar nicht aufs Klo musste. Am spaeten Nachmittag hielt ich es vor Hunger nicht mehr aus und klingelte bei einem Bauernhaus. Drt Bauer war super nett und bekochte mich von oben bis unten und gab mir Nachsspeisen, wollte mir Wein anbieten und und und. Somit konnte ich gestaerkt meinen Tag beendet und kam nach Clonas sur Vareze, wo mich Ju von hospitalityclub erwartete. Ueberall in der kleinen Ortschaft waren Zettel mit Pfeilen und meinem Namen aufgehangen, damit ich zu seinem Haus finde. DAs war super lieb und auch er war super toll. Wir hoerten zusammen Reggaemusik; assen Ciche und sahen am Abend einen franzoesischen Spielfilm, bei dem ich sogar was verstand. Mittlerweile klappt es ohnehin wieder ziemlich gut mit Franzoesisch und ich spreche nun nicht mehr auf Englisch. Am naechsten Tag begleitete mich Ju eine Weile und kam mir dann spaeter mit dem Auto nochmal hinterher gefahren, um Tschuess zu sagen. Mit ihm hatte ich wieder eine richtig tolle hospitalitycluberfahrung, genauso wie mit Thierry aus Lyon. Die naechste Nacht verbrachte ich auf einem Berg in einer Jurte, die extra fuer Pilger bereitgestellt wurde. Dort konnte ich dann mit dem Wasserschlauch im Gemuesebeet duschen und mir Beeren zum Abendessen klauen. Meine Reise fuehrte mich weiter in eine Gite nach Les Setoux. Den Wandertag verbrachte ich zusammen mit einem deutschen Pfarrer, der mir auch viele meiner religioesen Fragen, die sich mittlerweile angestaut haben, beantworten konnte. Am Nachmittag traf ich tatsaechlich auf Micha, eine Pilgerin, mit der ich zu Beginn der franz. Etappe schon 4 Tage verbrachte. Das Wiedersehen war toll§ Nach 2 Wochen Hitze wuenschte ich mir insggeheim fuer den naechsten Tag etwas Regen. Meiner Wunsch wurde erhoehrt, allerdings gab es nicht nur etwas Regen, sondern richtig, dass man nach 10 min KLitschnass war. Ich konnte mich Gottseidank in einem grusseligem Wohnwagen auf einem Feld unterstellen, der offen war. Im Regen und total nass schaffte ich trotzdem knapp 30 km und kam erschoepft in einer Gite am Ars.. der Welt an, wo ich die Nacht alleine verbrachte. Ich konnte endlich mal wieder mein eigenes Essen kochen und einfach nur den Abend so verbringen wie ich wollte - mit 2 h Bibellesen. DEr Abend war super und endlich mal wieder alleine!
AM Tag drauf, der Regen war spurlos verschwunden - bis auf die Rueckstande im Schuh - traf ich nach kurzer Wanderung wieder auf den Barpilger, der am Strassenrand stand und trampte. ER wollte abbrechen, da er keinen Bock mehr hatte. Als er mich mit meiner Motivation sah, ueberlegte er es sich allderdings nochmal anders und lief mit mir gemeinsam die 31km Etappe und war heilfroh, dass er mich als Zugpferd hatte und dioch nicht abgebrochen hatte. Wir hatten lustige Gepspraeche und erst nach fast 8 h fragten wir uns gegenseitig ueber den Job und das Alter aus ;)
Kurz vor dem Etappenziel hatte ich eine Begegnung der besonderen Art! Ich traf Simon wieder. Auch mit Simon verbrachte ich kurz nach Genf 4 Tage und wir verstanden uns super. Er war damals noch gemeinsam mit Micha unterwegs, mittlerweile aber alleine. Wir quartierten uns gemeinsam in der Gite ein, waehrend der Barpilger in ein Hotel mit Bar ging. In der Gite sahen wir die Selbstkocherkueche, was uns natuerlich zum einkaufen und kochen anstiftete. Wir kauften super viele Sachen ein und kochten eine Reise-Couscous-Gemuese-Tomatensossenpfanne, die so voll war, dass man nicht mehr umruehren konnte, und sie nicht alleine auf den Tisch heben konnte - und alles fuer 2 Personen. Simon war naemlich genauso durchgehungert wie ich. Wir assen knapp 2 Stunden lang mit Joghurt, Obst, Nutellabrot, Kaese und Keksen zur Nachspeisse. Danach war uns beiden so schlecht, dass wir um 10 Uhr wie ein altes ehepaar einen Verdauungsspaziergang machen mussten. Dieses Fressgelage setzte sich bis gerade eben fort. Wir liefen naemlich zusammen weiter nach Le Puy und seitdem sind wir nur am Einkaufen und Essen. Heute, an unserem Pausetag haben wir einen unserer Rucksaecke geleert und sind einkaufen gegangen - nur Nahrung - bis der Rucksack (Wanderrucksack!!!) voll war!

In Le Puy hatten wir gestern unglaubliches Glueck. In der Frueh haben wir in der Jugendherberge angerufen, um uns einen Platz zu reservieren. Leider war alles voll. SOmit war fuer uns klar, dass wir aussen shclafen muessen. In Le Puy angekommen, gingen wir reinzufaellig an einer Gite vorbei, an der wir einfach mal fragen wollten, ob noch was frei ist - und ja, es war was frei, und zwar umsonst, und nur fuer Pilger- und alles mit Fruehstueck. Ausnahmsweise, weil wir beide schon so lange unterwegs sind, duerfen wir sogar 2 Tage bleiben. Deshalb haben wir uns heute einen Tag Pause gegoennt, um uns die tolle Stadt Le Puy en Velay in einer Vulkanlandschaft, mit einer Kapelle (St-Micheal) auf der Vulkannadel anschauen zu koennen, und natuerlich um uns einen Vorrat anfressen zu koennen.
In Le Puy starten viele Leute auf den Jakobsweg und deswegen werden hier schon fleissig Souvenirs verkauft. Im moment ist mir dieser Auflauf hier zu viel. Die Pilger gruessen sich nicht mehr und alles ist touristisch. Ich hoffe, dass es wieder abnimmt!!!

Morgen geht es fuer SImon und mich jedenfalls weiter. Wir werden wohl noch ein paar Tage zussamen verbringen, was aber sehr toll ist!

Ich hoffe allen Bloglesern geht es gut und ihrh abt mindestens genauso gutes und erholsames Wetter, wie ich hier in Frankreich.
Ich hoffe, ich werde vom ein oder anderen einen Comment zum lesen bekommen, da dieser Blog hier extrem teuer und Zeitaufwaendig war.
Beste Gruesse.

Euer motivierter und gut gelaunter Simon

Simon in Taizé

Ja, lange ist es her, als ich den letzten Blogeintrag einstellte - aber heute ist es endlich mal wieder soweit. Die naechste Etappe ist fuer mich beendet und ich befinde mich in Le Puy en Velay - einem der bekanntesten Wallfahrtsorte Frankreichs (neben Lourdes). Nach einer Woch Pause in Taizé konnte ich die Etappe letzte Woche sehr bequem bestreiten. Aber zunaechst muss ich mal ein paar Worte ueber Taizé verlieren - Taizé hat mir soviel gegeben, dass es einerseits einen eigenen Blogeintrag wert ist, ich zum anderen allerdings nicht zuviele Worte darueber verlieren moechte, weil es fuer mich und meine Mitmenschen doch zu persoenlich und praegend war.

ICh bin von Lyon frueh morgens mit dem Zug nach Macon gefahren und musste dort dann in den Bus umsteigen. Beim einsteigen hat mich ein netter Amerikaner (Kelly) angesprochen und neben mir im Bus platz genommen. Zunaechst war mir das Reden auf Englisch zu muehsam und ich wollte eigentlich eine ruhige Busfahrt haben, nach kurzer Zeit zeigte sich allerdings, dass Kelly ein totel guter Kerl ist und wir viel zu reden haben. Somit redeten wir waehrend der einstuendigen Busfahrt ununterbrochen. Kelly meinte, ein Maedchen am Bahnhof haette ihm gesagt, dass in Taizé an die 3000 Jugendlichen sein sollen - ich laechelte und meinte, dass ich mit 300-400 rechne. Ich Kelly tippte auf eine aehnliche Zahl. Als wir allerdings am Ortsschild "Taizé" vorbei fuheren, trauten wir unseren Augen nicht. Dort standen ca 30 Busse und ueberall waren Jugendliche die uns gewunken haben. Die Angaba mit 3000 war also komplett richtig und wir beide bekamen Gaensehaut. Wir schauten uns gemeinsam auf dem Gelaende um und mussten dann getrennt - je nach Sprache zur Einweisung und Barackenvergabe. Zufaelligerweise landete ich direkt in einer Baracke neben Kelly. In meinem Zimmer war ein Deutscher, ein Portugiese, ein Spanier, ein Franzose, ein Slowake und ich. Wir hatten ein super Klima im Raum und verbrachten den Rest der Woche gemeinsam. Am Abend stand dann mein erster Taizégottesdienst auf dem Programm, der fuer mich unglaublich war. Innerhalb 2 min konnte man die Lieder auswendig und der Prayer am Abend bestand fast nur aus Gesang. Nach dem Gottesdienst, der 3x am Tag war, konnte man immer in der Kirche (fuer 3000 LEute) bleiben und weiter singen. Nachts konnte man dort sogar schlafen!
MEin erster Tag war als uebersaeht von neuen Eindruecken und hat mir super Spass gemacht. Zudem war ich heilfroh, gleich in Kelly einen Freund gefunden zu haben.
Am naechsten Tag traf man sich zur Bible introduction, wo ein Bruder auf Englisch eine Art Religionsunterricht von ca 30 min abhielt,. Danach ging man in Kleingruppen zusammen, diebei uns aus einer Deutsch-Teschechisch-Slowakischen Mischung bestand und diskutierte ueber verschiedene religioese Fragen und spielte Spiele. Wir hatten sehr bewegende und beeindruckende Gespraeche und Diskussionen, die viel zu Privat sind, um sie hier zu nennen.
Das tolle fuer mich war, dass jeder Tag besser als der andere wurde und die Freundschaft zu Kelly immer staerker. Wir teilten alles, assen vom gleichen Teller und vertrauten uns die persoenlichsten Dinge an, die ich normalerweise niemals einer 1 woechigen Bekanntschaft erzaehlen wuerde.
Die Gottesdienste und das Reden ueber Gott haben mich sehr mitgenommen und gepraegt. Eines Tages im Morgenprayer musste ich ploetzlich anfangen zu weinen, weil die Situation und das Lied einfach haargenau auf mein momentanes Leben passte.
Der Nachmittags war fuer mich dann jeden Tag der gleiche. Leute kennenlernen, an der Quelle Ruhe finden und Tagebuch schreiben und danach arbeiten. JEder muss naemlich fuer das Leben in Taizé eine Arbeit uebernehmen, da alles selbst von Gaesten organisiert wird. Ich war Rubbishcollector und musste jeden Tag die Muelleimer leeren. Trotzdem hatten wir extrem viel Spass. Jeder in Taizé der am arbeiten war, lachte, sang oder hatte Spass. Das ist der grosse Unterschied zum normalen Leben. Es gibt keine Leute, die schlechte LAune verbreiten oder aehnliches.
Nach einer Woche und unzaehligen Bekanntschaften, bin ich unglaublich gluecklich darueber, endlich wissen zu koennen, was ich glaube und dazu stehen zu koennen. Zum Abschluss von Taizé habe ich mir dann doch wieder Gewicht in meinen Rucksack geladen und lese mittlerweile die Bibel.
Thanks to all people I met in Taizé. Kelly, George (dont know how to write ur name), Ricardo, Juro, Rene, Ine, Petra, Maria, my small group, my rubbishteam, my eatinggroup and all others ;)
Hope to see you soon - maybe in bruxelles

Friday, July 18, 2008

Draussen Schlafen? Nein, ich nicht!

Und da melde ich mich wieder zurueck; Heute vermutlich mit vielen Tippfehlern, da nun nicht mehr nur das Fragezeichen wie in der Schweiz vertauscht ist, sondern komplett alle Buchstaben. Ich bin naemlich nun in Frankreich. Genau gesagt in Lyon. Fuer eine paar Tage habe ich nun vor, den Jakobsweg und den Pilgeralltag hinter mir zu lassen, und deswegen werde ich nun noch einen weiteren Tag in Lyon verbringen, und danach zum Jugendtreffen nach Taize fahren und dort eine Woche bleiben. Darauf bin ich schon sehr gespannt und ich freue mich extrem darauf, nicht laufen zu muessen, und fuer jeden Tag ein sicheres Bett zu haben. Auch wenn der Jakobsweg und das Laufen vorallem in letzter Zeit sehr toll war, ist es trotzdem mal eine sehr gelungene Abwechslung.
Nun gut. Genf. Genf war eine tolle Stadt, von der ich leider sehr wenig mitbekommen habe, da ich einfach nur Entspannen musste. An diesem Tag war es sehr heiss und ich wollte endlich ein Victorinoxmesser und ein neues Shirt kaufen und dann am Lac de Leman entspannen. Lustigerweise habe ich die beiden Interrailmaedchen aus dem letzten Blogeintrag im Genfer H&M wieder getroffen, da sie doch nicht weiter nach Paris sind, sondern nach Genf. In Paris war fuer sie naemlich kein Hostel mehr frei und dann haben sie sich doch fuer Genf entschieden. Sie waren sogar in der gleichen Herberge wie ich einquartiert, wasaber kein Wunder war, da die Auberge de Jeneuse in Genf knapp 300 Betten hatte und es wohl die einzige Moeglichkeit fuer normale Leute war guenstig zu uebernachten. (Ich hoffe gerade, ich wiederhole mich nicht, aber ich glaube der letzte Eintrag war davor). Nach meinem Messerkauf, auf das ich sehr stolz bin, weil es in meinen Wanderstab SIMON SCHMIDT und mein Geburtsdatum geschnitzt hat, ging ich in das Freibad am See und wunderte mich,wieso keiner im Wasser ist. Als ich dann den ersten Schritt in das kuehle Nass machte, wusste ich wieso. Der see war so kalt, dass ich nach 1min schwimmen wieder raus musste. Am Strand sprach mich ein Mann (Sven) an, der ebenfalls auf dem Jakobsweg von Nuernberg nach Santiago ist. Allerdings brauchte er fuer die Strecke, fuer die ich 5 Wochen benoetigte knapp 10, da er eine Woche auf einer Alm lebte, in Genf eine Woche verbrachte und nur halb soviel am Tag ging als ich. Wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag unverbindlich um 10 Uhr an der Kirche um evtl gemeinsam nach Frankreich wandern zu koennen. Am naechsten Morgen trafen wir uns dann zufaellig nicht an der Kirche sondern wo anders ung gingen zusammen los. Nach ca 2 h kamen wir in die Naehe der Grenze, wo sich unsere Wege trennten, da ich nicht ueber die wilde Grenze gehen konnte, da ich am ersten franz. Bankautomaten unbedingt Geld abheben musste. Ich hatte noch genau 5 Euro. Zur Strafe musste ich dann knapp 1 h an einer Bundesstrasse entlang zurueck auf den Weg laufen, wo ich aber Sven dann wieder getroffen habe. Wir uebernachteten in einer fuer Frankreich typischen Gite d'etape. Dort erarbeitete ich mir mit Sven das Abendessen und das Fruehstueck indem wir 2 h im Garten Unkraut zupften und mulchten. Am Tag darauf gingen wir beide alleine los, da Sven ein sehr anderes Schritttempo als ich hatte und wir beide lieber alleine gehen wollten. Ich kam sehr frueh in der Gite in Chaumont an, duschte und schlief ein. Ploetzlich wurde ich von einem lauten "Bonjour" geweckt. Es war Sven, der auch den Weg in die Gite fand. Kurz darauf ging die Tuer auf und zwei junge Schweizer mit Dreadlocks kamen herein. Die beiden hatten zuhause alles (Wohnung, Arbeit etc.) aufgegeben und hatten nun unendlich viel Zeit fuer den Jakobsweg. Ab diesem Moment an gingen wir 3 Tage zusammen als tolles 4er Gespann gemeinsam auf dem Jakobsweg. Die naechste Etappe fuehrte uns zu einer Gite die leider verschlossen war, und die naechste Gite waere fuer diesen Tag zu weit entfernt gewesen. Somit versuchten wir irgendwie in diese Gite zu kommen. EIn Nachbar zeigte uns die Terasse und sagte uns, dass er mal "guggen" gehen will. Wir warteten und warteten, aber er kam nicht mehr! Somit stand um kurz vor 8 Uhr fest: Draussen schlafen! War ich doch die Wochen ueber so abgeneigt, im freien zu schlafen, da ich ueberzeugt war, dass ich mich so verlegen wuerde, dass ich am naechsten Tag keinen Schritt mehr gehen kann, so liess ich mich doch auf dieses Abenteuer ein. Mir blieb ja auch nichts anderes uebrig. Sven besorgte bei Dorfbewohnern eine Isomatte fuer mich und ermoeglichte es uns, in einer Kueche kochen zu duerfen. Wir kochten unseren tollen Gemuesereis also in einer fremden Kueche und legten uns dann nach dem Brennnesseltee in die Schlafsaecke. Auf unsere Terassenueberdachung plaetscherte der Regen. In der Frueh erwartete uns erneut ein heisser Brennnesseltee, gekocht mit dem geborgten Gaskocher. Sehr spaet starteten wir in den Wandertag und kamen dementsprechend spaet dann auch in der Gite von Culoz an, die Gott sei Dank geoeffnet, allerdings ohne Preisangabe war. Somit durften wir am naechsten Morgen das zahlen, was wir wollten. Am 14. Juli war hier in Frankreich Nationalfeiertag und wir konnten sogar bei einem Umzug durch die Stadt dabei sein. Hier trennten sich dann nach einem"Cafe" allerdings erneut die Wege. DIe Schweizer steigen in den Zug, um zu einem Festival zu fahren und Sven und ich freuten uns auf das naechste Dorf, "Chanaz", das im Reisefuehrer als Pilgerunfreundlich beschrieben wurde. Wir malten uns die schlimmsten Dinge, von Steine werfen bis Baseballschlaeger aus. Allerdings wurden wir komplett vom Gegenteil ueberzeugt. Der Ort war so friedlich und angenehm, dass wir uns in keinster Weise schlecht gefuehlt haetten. Unterwegs passierten wir ein Autorennen durch Doerfer, nit aufgemotzten Ralleyautos, die so laut waren, dass man sich die empfindlichen Pilgerohren zu halten musste. Abends kamen wir zu einer Kapelle, an der es uns so gut gefiel, dass fuer beide klar war, hier mit Lagerfeuer zu schlafen. Diese Nacht verbrachten wir ganz romantisch ;) unter freiem Sternenhimmel mit Sonnenuntergang und Bergruecken im Hintergrund. Am folgenden Tag trennte ich mich von Sven, da unsere Einstellung und unser Lauftempo einfach zu unterschiedlich waren. Ich hatte einfach das Gefuehl, nicht voran zu kommen. Mit ihm ging ich doch sehr langsam und wenig km am Tag, was nicht weiter schlimm war, aber wodurch ich durch meine begrenzte Zeit wohl mein Ziel vefehelen wuerde. Ich ging also alleine weiter und uebernachtete erneut im freien auf einem Campingplatz mit Pool. Das war ein Genuss fuer mich, endlich mal baden zu koennen und meiner Kreativitaet beim "Zeltaufbau" freien Lauf zu lassen. Ich bastelte nahezu eine Stunde am "perfekten" Zelt fuer die Nacht und war danach Stolz wie nochmal was, ein augenscheinlich schneckendichtes Zelt gebaut zu haben. Allerdings wurde ich in der Nacht trotzdem ordentlich zu geslymt (bis auf das Tshirt). Der naechste Tag kam und fuehrte mich nach langer Wanderung, die ich zum ersten Mal mit freiem Oberkoerper meisterte zum "lac de paladru". Einem 7km langen See", an dessen Ufer ich sofort ein Plaetzchen fand, und nur mein Zelt noch nicht aufbauen konnte, da noch Badegaeste da waren. Ich baute das Zelt also im Kopf derweil auf und startete den Bau der tollen Konstruktion nach Einbruch der Dunkelheit. Im finsteren liess ich es mir nicht nehmen, Nackt baden zu gehen, was sehr toll war, da der See durch den Vollmond beleuchtet wurde und ich sehr weit hinaus schwimmen konnte. Abgetrocknet und in frischen Klamotten schlief ich sofort in, bis ich um 1 Uhr von Motorengeraeuschen wach wurde. Es naehrten sich eine Gruppe Jugendlicher meinem Zelt, die keine 10m entfernt von mir eine Party feierten. Sie wunderten sich noch ueber meine Klamotten, die am Strand zum Trocknen ausgelegt waren, aber sie sahen mich in meinem Tarnzelt nicht. Und somit lag ich genau 2 Stunden wach und wartete darauf, dass ich allein gelassen wurde. Morgens konnte ich den Schlaf dann etwas nachholen, indem ich bis knapp 9 Uhr im Schatten lag. Ich war so erstaunt ueber mich, dass ich ploetzlich so gefallen am aussen Schlafen entwickelt habe - was wohl auch an meiner nittlerweile gekauften Isomatte liegen muss. Trozdem kam fuer Donnerstag Abend bei schlechtem Wetter kein Schlafen unter freiem Himmel in Frage. Somit suchte ich in La-Cote-St-Andre die Waisenschule auf, die laut Fuehrer Pilgerunterkuenfte anbietet und mietete mir fuer 15 Euro das Zimmer bzw eine Art Wohnung an, in der ich selber kochen konnte. Heute morgen musste ich leider schon um hqlb 7 aufstehen, da ich den Bus nach Lwon nehmen wollte. Der naechste Bahnhof war naenlich ca 40km entfernt, und somit konnte ich nur mit dem Bus nach Lyon, der 2mal am Tag fahert. Somit konnte ich entweder in der Frueh oder Abends fahren. Ich entschied mich fuer frueh und musste heute tagsueber den Tag in Lyon verbringen, bis ich mich um 18.30 Uhr mit einem netten Mann von hospitalityclub.org traf, bei dem ich nun 2 Tage bis Taize wohnen darf. Lyon ist eine wirkliche tolle Stadt und es gibt noch so viel zu sehen. Trotzdem freue ich mich auch endlich auf Taize und andere Jugendliche. Und das beste ist, ich darf innen schlafen ;)
Gute Nacht wuensche ich euch. Euer Simon

PS: Ich habe die Bilder nun als Diashow (links) hochgeladen. Zum vergroessern bitte anklicken!